Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzen neue Prioritäten: Arbeitsplatzsicherheit, Fairness und Work-Life-Balance sind heute genauso wichtig wie Gehalt und Zusatzleistungen.
Neue Ergebnisse der Randstad Employer Brand Research Switzerland 2025 zeigen eine differenzierte Veränderung der Erwartungen von Arbeitnehmenden in der Schweiz. Während die Wechselbereitschaft steigt, bleibt die tatsächliche Jobmobilität gering – ein Zeichen für Zurückhaltung, möglicherweise aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit. Zudem fühlen sich nur 70 % der Mitarbeitenden von ihrem Arbeitgeber fair behandelt. Jüngere Generationen und Fachkräfte in digitalen Berufen legen zunehmend Wert auf Flexibilität und Entwicklungsperspektiven.
In diesem sich wandelnden Arbeitsmarkt müssen Arbeitgeber ihre Strategien neu denken, um Talente zu gewinnen und zu binden. Dieser Artikel beleuchtet zentrale Erkenntnisse der Randstad Employer Brand Research 2025 und zeigt auf, was Schweizer Arbeitnehmende wirklich motiviert – und wie Unternehmen darauf reagieren können.
jenseits des Gehalts: Die vielschichtigen Bedürfnisse der Schweizer Arbeitskräfte
Zwei Mitarbeitende, zwei Perspektiven: Was wirklich zählt?
Lisa, 28 Jahre alt, Digital Marketing Spezialistin in Zürich, hat kürzlich ein lukratives Jobangebot abgelehnt. Trotz des höheren Gehalts fehlten flexible Arbeitsmodelle und das Unternehmen war für Burnout bekannt. "Ich verdiene lieber etwas weniger und geniesse meine Abende", erklärt sie. Markus, Logistikkoordinator in Genf, ist seit zehn Jahren beim gleichen Arbeitgeber – nicht aus Loyalität, sondern weil für ihn Arbeitsplatzsicherheit an erster Stelle steht.
Diese Beispiele spiegeln einen breiteren Trend wider: Eine gute Bezahlung allein reicht nicht mehr aus, um Talente anzuziehen und zu halten. Entscheidungen werden zunehmend durch Arbeitsatmosphäre, Sicherheit und Unternehmenskultur beeinflusst.
Generationsbedingter Wandel der Prioritäten
Die Daten der Randstad Employer Brand Research 2025 zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Generationen:
- Generation Z legt neben Gehalt und Zusatzleistungen besonderen Wert auf Arbeitsklima, Sicherheit und Fairness.
- Digitale Fachkräfte bevorzugen interessante Aufgaben und Remote-Arbeit, während Mitarbeitende in operativen Funktionen Stabilität und Planbarkeit suchen.
Diese Divergenzen machen deutlich: Ein "One-Size-Fits-All"-Ansatz funktioniert nicht mehr.
Die Arbeitgeberpositionierung (Employer Value Proposition) muss zielgruppenspezifisch ausgerichtet sein.
Fairness als Wettbewerbsvorteil
Ein positives Signal: 70 % der Schweizer Arbeitnehmenden empfinden ihr Arbeitsumfeld als fair. Dennoch stossen Mitarbeitende aus Minderheiten weiterhin auf Barrieren beim beruflichen Aufstieg. Unternehmen, die Top-Talente gewinnen wollen, sollten Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (Diversity, Equity & Inclusion – DEI) nicht nur als Pflichtaufgabe sehen, sondern als strategischen Vorteil.
🔹Praxis-Tipp: Unternehmen sollten ihre DEI-Initiativen offen kommunizieren und sicherstellen, dass interne Richtlinien zu echten Chancen für unterrepräsentierte Talente führen.
das Wechsel-Paradox: Warum Mitarbeitende zögern
Obwohl der Wunsch nach einem Jobwechsel steigt, bleiben die Wechselraten niedrig. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten steht Stabilität im Vordergrund – das bedeutet jedoch nicht automatisch Motivation oder Bindung.
Reskilling: Der verborgene Schlüssel zur Mitarbeiterbindung
Mia, 35 Jahre alt, Softwareentwicklerin, arbeitet seit fünf Jahren im gleichen Unternehmen und fühlt sich stagnierend. Sie sucht zwar nicht aktiv nach einer neuen Stelle, aber ein Wettbewerber mit gezielten Weiterbildungsangeboten und klaren Karrierepfaden könnte sie schnell abwerben.
Laut Randstad Employer Brand Research 2025 sind Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für zwei Drittel der Arbeitnehmenden von hoher Bedeutung – insbesondere für jüngere Generationen und Aufstiegswillige. Trotzdem wird Lernen und Entwicklung in vielen Unternehmen nach wie vor als Nebensache behandelt.
🔹 Praxis-Tipp: Arbeitgeber sollten in kontinuierliche Lernprogramme investieren und transparente interne Entwicklungspfade anbieten – bevor Mitarbeitende sich extern umsehen.
Work-Life-Balance: Der stille Entscheidungsfaktor
Work-Life-Balance ist heute genauso wichtig wie das Gehalt. Besonders Fachkräfte erwarten Flexibilität als Standard.
Sebastian, 40 Jahre alt, Finanzberater in Basel, verliess eine hochdotierte Stelle bei einem renommierten Unternehmen, weil die festen Arbeitszeiten kaum Raum für seine Familie liessen. Sein neuer, kleinerer Arbeitgeber bietet Homeoffice und flexible Arbeitszeiten – und er war noch nie so produktiv.
🔹 Praxis-Tipp: Unternehmen, die hybride Arbeitsmodelle, Gesundheitsangebote und eine Kultur der Abgrenzung fördern, sichern sich die besten Talente.
Künstliche Intelligenz (KI) und die Zukunft der Arbeit: Ein Generationenunterschied
Die Randstad Employer Brand Research 2025 zeigt eine starke Zunahme von KI-Tools im Arbeitsalltag. Doch nicht alle Generationen stehen dem offen gegenüber.
Zwei Perspektiven auf KI
- Jüngere Mitarbeitende sehen KI als Chance und nutzen Tools wie ChatGPT zur Prozessautomatisierung.
- Ältere Mitarbeitende zeigen sich skeptischer, haben Angst vor Jobverlust oder tun sich schwer mit der digitalen Umstellung.
Beispiel: Stefan, 50, Projektleiter in Lausanne, fühlt sich von den neuen KI-Tools überfordert. "Ich weiss, dass KI helfen kann, aber niemand hat mir gezeigt, wie man sie richtig einsetzt", gibt er zu. Seine 26-jährige Kollegin Julia hingegen automatisiert bereits Teile ihrer Arbeit mit KI und arbeitet doppelt so effizient.
🔹 Praxis-Tipp: Arbeitgeber sollten praxisnahe Schulungen anbieten und KI als Unterstützung statt Ersatz vermitteln.
Motivation und Engagement: Schlüssel zur langfristigen Bindung
Anerkennung ist wichtiger als gedacht
Die Studie zeigt: Anerkennung ist ein zentraler Motivator, vor allem für Mitarbeitende im operativen Bereich.
Marco, Lagerleiter in Bern, ist kein Mensch vieler Worte. Doch als sein Vorgesetzter ihn im Teammeeting für seinen Einsatz lobte, fühlte er sich gesehen. Eine kleine Geste mit grosser Wirkung.
🔹 Praxis-Tipp: Regelmässige Anerkennungsprogramme – sei es durch Boni, öffentliches Lob oder Aufstiegschancen – können die Bindung deutlich stärken.
Work-Life-Balance im Büro: Der neue Standard
Für Fachkräfte ist Work-Life-Balance kein Extra mehr, sondern eine Grundvoraussetzung. Wer keine Flexibilität bietet, verliert Talente an fortschrittlichere Arbeitgeber.
🔹 Praxis-Tipp: Flexibilität sollte nicht nur als Richtlinie, sondern als Kernwert in der Unternehmenskultur verankert werden.
Fazit: Die Zukunft der Arbeit in der Schweiz
Die Schweizer Arbeitswelt durchläuft einen tiefgreifenden Wandel – wer nicht mitzieht, verliert seine besten Leute.
Vom Wertewandel zwischen den Generationen bis hin zum Einfluss von KI: Die Randstad Employer Brand Research 2025 liefert einen klaren Fahrplan zur Stärkung der Arbeitgebermarke. Die zentrale Erkenntnis? Gehalt allein reicht nicht. Sicherheit, Fairness, Entwicklung und Flexibilität sind die neuen Erfolgsfaktoren.
🔹 Schlussgedanke: Die Zukunft gehört den Arbeitgebern, die zuhören, sich anpassen und in ihre Menschen investieren. Sind Sie bereit?